Hier gibts mal wieder ein schönes Video, dass einem eindrucksvoll vor Augen führt, was man mit einem Segler so alles machen kann…
Monat: Mai 2008
Übung beherrscht…
…steht jetzt in meinem Ausbildungsnachweis beim Geradeausflug. Nachdem ich das ganze Wochenende dran gearbeitet hatte, wurde das ja nun auch Zeit. Gestern hatte ich mit Bernd Krause insgesamt drei Flüge mit gerade mal 21 Flugminuten absolviert. Trotzdem zeigte das Training Wirkung, denn heute flog sich der Bocian wirklich gut. Mittlerweile werden die Checks vor dem Start sehr sicher, auch die Positionsmeldung über Funk samt der geforderten Handlungsabläufe (Kontrolle Geschwindigkeit, Sinken, Höhe, Luftraum 3./4. Kurve, Landebahn) klappt ganz gut. Das Trimmen des Flugzeugs ist noch etwas Gewöhnungbedürftig, aber so langsam taste ich mich da auch ran. Heute war Bernd Knösing verantwortlicher Fluglehrer, und mit ihm hatte ich einen wirklich schönen Flug. Ungeachtet der Tatsache, dass unsere große Winde wegen Kühlerschadens durch die kleine Herkules ersetzt wurde, katapultierte uns der Windenfahrer auf 340m. Die Wolken standen gut und ließen ausreichend Thermik erwarten. Zuerst hingen wir mit 3-4m sinken in einem ziemlichen Loch, aber dann fand Bernd südwestlich vom Platz doch einen recht anständigen Bart, der uns bis auf 900m brachte. Es wäre sicher noch deutlich mehr gegangen, aber die Lotsin von München Radar konnte wegen An- und Abflugverkehr nach Leipzig im nördlichen Sichtfluggebiet nur bis 3500ft freigeben. Trotzdem war die Höhe mehr als ausreichend, dass ich Übungen en mass fliegen konnte. Der Geradeausflug klappte zu dem Zeitpunkt schon recht sicher, und auch wenn der Fluglehrer durch Eingriffe das Flugzeug vom Kurs abweichen lies brachte ich es wieder in die richtige Richtung. Danach waren Rollübungen an der Reihe. Dabei wird das Flugzeug mit Quer- und Seitenruder in eine Drehung abwechselnd links und rechts um die Längsachse gebracht. Dabei noch halbwegs auf einen Blickpunkt zuzufliegen verlangte schon allerhand Konzentration. Trotzdem hat es riesigen Spaß gemacht, den Bocian endlich mal mit richtig harten Ruderausschlägen zu foltern. 41 Minuten dauerte dieser Flug, und nach der Landung war ich wirklich zufrieden mit dem, was ich fabriziert hatte. Bernd bestätigte das und meinte, mit den nächsten Flügen könne ich den Geradeausflug fertig machen. Aufgrund von Gästeflügen und der Tatsache, dass Bernd als UL-Pilot mit einem der Ultraleichtflugzeuge des Nachbarclubs Flugzeugschlepps machen konnte, waren uns zwischenzeitlich sowohl Fluglehrer als auch Schulflugzeug abhanden gekommen. So langsam trudelten die Streckenflieger des Tages wieder ein, und schließlich übernahm Uwe Hölling die letzten sechs Schulflüge des Tages. Für mich sprangen noch zwei Platzrunden dabei raus und Uwe quittierte mir im Ausbildungsnachweis, dass ich jetzt ein Segelflugzeug sicher geradeaus steuern kann.
Bereits Samstag stellte sich heraus, dass ich wahrscheinlich gar nicht in die Tarifgruppe 60, sondern bei 105 Baustunden eingestuft wurde. Das hat zur Folge, dass mich ein Windenstart nur noch 2,10€ und die Flugminute 17ct kostet. Wenn sich das bewahrheitet, wird meine Ausbildung noch preiswerter und ich muss meine Kostenaufstellung nach unten korrigieren. Warum auch nicht 😉
Diesmal gibt es auch reichlich Bilder vom Flugbetrieb:
Unser Tower, ein alter LO; die Kollegen vom Motorflug; einer von den ganz Großen
Start einer DG300
Flugzeugmikado kurz vor Feierabend…
Von miserabel bis Prüfungsreif
Die letzten Flugstunden liegen nun schon fast zwei Wochen zurück, aber aus Faulheit und Stress bin ich noch nicht zum Protokollieren gekommen.
Samstag war ich mit Bernd Krause zusammen gut eine Stunde in der Luft. Themen der Schulung waren wieder der Geradeausflug und die Meldung an der Position. Irgendwie war ich aber nicht wirklich fit an diesem Tag, denn so richtig machte der Bocian nicht das was ich wollte. Erschwerend für mich kam hinzu, dass wir wie in der Schulung durchaus üblich mit leicht geöffneter Haube flogen, damit der Fluglehrer hinten nicht völlig erstickt. Durch das Gepfeife des Windes war meine Konzentration irgendwann völlig im Keller, weil ich wieder mal nicht wusste, wie meine Ohren auf die Dauerbelastung reagieren würden. Entsprechend beschissen waren meine Flugleistungen. Gegen 17 Uhr klingelte das Telefon der Flugleitung. Rolf, der mit dem Janus auf Strecke gegangen war und den die Thermik kurz vor der Heimat verlassen hatte, lag irgenwo bei Eula auf einem Acker und bestellte ein Taxi. Ein Kuriosum an diesem Tag war ein betagter Fluggast. Dieser Mann war bereits im Besitz einer Lizenz, die er sogar auf dem Platz in Taucha gemacht hatte. Allerdings hieß die ausbildende Institution weder Fliegerclub Leipzig-Taucha, noch GST. Er hatte seinen Schein bei der Flieger-HJ gemacht. Demzufolge musste er irgendwas um die 80 Jahre alt gewesen sein. Es war schon eine Herausforderung, den alten Mann in das Flugzeug zu bekommen. Aber er hatte sichtlichen Spaß dabei und war nach der Landung hellauf begeistert. Da der Flug trotz F-Schlepp nur 15 Minuten gedauert hatte, entschloss sich Bernd, noch einen Windenstart mit dem Gast auf seine Kosten zu machen. Der alte Mann strahlte…
Am Abend feierte Kassenwart Leo seinen 50. Geburtstag. Meinen thüringer Genen entsprechend hab ich mich um die Zubereitung der Grillware gekümmert, und die Kameraden waren augenscheinlich mit dem Ergebnis zufrieden. Nach der Fresserei haben wir den Abend gemütlich am Lagerfeuer ausklingen lassen.
Sonntag war vom Wetter her mehr oder weniger bescheiden. Zwar knallte die Sonne förmlich auf den Platz, aber die nahezu nicht vorhandene Wolkenbildung sorgte dafür, dass die meisten Windenstarts nur für eine Platzrunde reichten. Sandro, ein Vereinskamerad in meinem Alter (aber schon acht Jahre im Besitz der Fluglizenz) brauchte drei Starts, bis er irgendwo Thermik fand und auf Strecke gehen konnte. Fluglehrer an diesem Tag war Uwe, mit dessen Pädagogik ich bisher am besten zurecht kam. Wieder stand der Geradeausflug auf dem Programm, und schon im ersten Flug des Tages klappte der ganz gut. Zudem flogen wir mit komplett geschlossener Haube, was die Geräuschkulisse gewaltig abdämpfte und mir die Möglichkeit gab, mich voll und ganz aufs Fliegen zu konzentrieren. Kurz nach der Positionsmeldung während des zweiten Fluges machte mir ein Schlag ins Genick sehr schnell klar, dass ich etws vergessen hatte: Direkt nach der Funkmeldung hat jeder Flugschüler Höhe, Fahrt und Sinken zu überprüfen sowie die Kurve drei und vier der Platzrunde samt Landebahn auf andere Flugzeuge abzusuchen und das Ergebnis dem Lehrer mitzuteilen. Auf diese Art soll man sich die Prozedur einhämmern, da nach diesem Check ein sicherer Landeanflug möglich ist. Der dritte Flug war wirklich gut, auch vom persönlichen Gefühl her. Nach der Landung meinte Uwe, beim nächsten Flug können wir den Geradeausflug abschließen. Ich kann den Flieger halbwegs sicher geradeaus steuern und auch bei Kursabweichungen durch Turbulenzen oder Eingriffe des Fluglehrers wieder auf ein Vorgegebenes Ziel einsteuern. Das ist ja schonmal was.
Siehe da…
…wenn man die Sprache des Flugzeugs versteht, ist eine angenehme Kommunikation auch dann möglich, wenn man sich noch nicht so lange kennt. Im Klartext heißt das, mit Uwe Hölling als Fluglehrer im Rücken und seinen präzisen Steueranweisungen klappte es heute, dass ich mit dem Flugzeug flog und nicht das Flugzeug mit mir (wobei gerade der Bocian derart gutmütig ist, dass man auch mal alles loslassen kann, ohne dass der Vogel gleich vom Himmel fällt wie ein Stein). Der Geradeausflug funktionierte heute schon deutlich besser als gestern, und Uwes Manöverkritik zufolge hatte ich auch das Korrigieren von Steuerfehlern so langsam raus. Insbesondere die Kombination von Quer- und Seitenruder bedarf etwas Gefühl, da der Bocian auf Querruderausschläge relativ sensibel reagiert, beim Seitenruder aber deutlich kräftigere Tritte in die Pedale notwendig sind. Neben dem Geradeausflug gab es heute erste Einweisungen in den Kurvenflug. Der Windenstart wird mit jedem Mal angenehmer, und auch der Startcheck vor dem Einklinken des Schleppseils sitzt mittlerweile.
Am Morgen kurz nach dem Aufbau wies mich Uwe darüber hinaus in die Vorflugkontrolle ein. Er zeigte mir die Stellen am Geflügel, an denen unbedingt bewegliche Teile, Verbindungsbolzen und Splinte auf korrekten Sitz und Beschädigungen zu überprüfen sind. Vor allem die Anschläge der Ruder bedürfen hier großer Aufmerksamkeit, da es sich beispielsweise mit verklemmtem Höhenruder doch eher bescheiden fliegt. Zum Abschluss der Kontrolle wird der Bocian an einem Flügel richtig durchgeschüttelt, und wenn es dabei nicht knackt, ist es unwahrscheinlich, dass der Flieger in der Luft plötzlich die Ohren anlegt. (laut Uwe hat auf einem anderen Flugplatz mal ein Pilot ein Flugzeug bei dieser Prozedur förmlich zerbrochen).
Für reichlich Aufregung sorgte ein Start von Rolf mit dem Janus, bei dem sich noch während des Schleppens der kleine Bremsfallschirm im Heck löste und öffnete. Das Flugzeug konnte zwar sicher gelandet werden, die Reparatur (wenn man das radikale Entfernen des Schirms so nennen kann) zog sich dann allerdings etwa eine Stunde hin. Am Nachmittag kam auch Motorflugpilot Andreas vorbei, um mit der Wilga zuerst einen Gästeflug und im Anschluss noch einige F-Schleppstarts zu machen.
Sieger in Bezug auf die am Stück geflogene Zeit war heute Bernd Knösing, der mit seiner DG300 über sieben Stunden in der Luft war.
Wie vorm Computer…
…nur dass das am Computer irgendwie viel leichter ging!
Heute war es wieder Zeit, den Himmel zu erobern. Zuerst gab es einen heftigen Anschiss, da ich zehn Minuten zu spät auf dem Platz ankam. Beim Aufbauen und Flugzeuge rausräumen bereute ich die Entscheidung, meine Stiefel im Auto gelassen zu haben, denn die Taunässe der Platzwiese übertrug sich mehr und mehr auf meine Schuhe. Gottseidank wurden die Socken in der Sonne nach zwei Stunden wieder trocken, denn so lange musste ich warten, bis die anderen ihre Flüge absolviert hatten und ich dran war. In Anbetracht der Tatsache, dass heute relativ wenig Leute auf dem Platz waren, wurde nur mit einem Bocian und einem Piraten geflogen.
Punkt 12.00 Uhr UTC (Koordinierte Weltzeit, entspricht Taucha minus 1Std.) gab es für Fluglehrer Ulf Franz und mich Startfreigabe und die Winde hämmerte los. Das Gefühl war immer noch berauschend, aber von meinem zweiten Start bekam ich schon deutlich mehr mit als vom ersten vor zwei Wochen. Auskuppelhöhe war irgendwas um die 400m, und Ulf machte sich gleich daran im nächstbesten Thermikbart noch etwas an Höhe zu gewinnen. Als wir bei etwa 600m angekommen waren kam von hinten der Befehl „Hände an den Knüppel und Flugzeug übernehmen!“. Auch dieses Gefühl ist wiederum kaum zu beschreiben, wenn das Flugzeug zum ersten mal auf die Steuerbewegungen reagiert, die man selbst eingibt. Zugegeben, es klappte anfangs überhaupt nicht, den Flieger in einer einigermaßen vernünftigen Fluglage zu halten, geschweige denn auf ein vorgegebens Ziel wie eine Wolke zuzuhalten. Irgendwie war das vorm Computer immer wesentlich einfacher, ein Flugzeug da hin zu steuern wo ich es hinhaben wollte… Nach diversen unmöglichen Flugmanövern, die aus der Bodenperspektive wahrscheinlich mehr an einen besoffenen Geier als an ein Segelflugzeug erinnert hatten, demonstrierte mir Ulf mit sogenannten Rollübungen, wie die einzelnen Ruder im Zusammenspiel wirken. Trotzdem wollte es mir nicht hunderprozentig gelingen, das Ding in vernünftigem Geradeausflug zu halten. Irgendwie schaffte ich es nicht, den Wollfaden, der mittig auf der Cockpithaube aufgeklebt ist und die Luftströmung über das Flugzeug anzeigt, für einen aerpdynamisch optimalen Flug in der Mitte zu halten. Nachdem wir den Großteil der Höhe verflogen hatten gingen wir in den Landeanflug über und setzten 12.44 UTC wieder auf.
In der Zwischenzeit hatten sich die Vereinskameraden schon über meinen Kuchen hergemacht, den ich als Neuling mitzubringen und entsprechend am Vortag gebacken hatte. Mandarinenkuchen mit Segelflugzeug-Silhouette aus Puderzucker drauf, echt ein Kunstwerk.
Zwei Flüge sind es im Anschluss noch geworden, einer über 15 Minuten, der dritte des Tages gerade mal sechs. Beeindruckend war der letzte Flug insofern, dass Ulf gleich eine Heimlandung machen wollte, bei der das Flugzeug nicht weit vom Tor zum stehen kommt und dann demetsprechend nicht mehr über den ganzen Platz geschleppt werden muss. So zischten wir mit Tempo 100 knapp einen halben Meter über den Platz, bis wir kurz vor Platzende am Tor aufsetzten und ausrollten.
Schlussendlich ging es dann noch ans Flieger putzen und einräumen. Meine drei Flüge mussten noch ins Flugbuch eingetragen und vom Fluglehrer agezeichnet werden. Bewertet hat mich Ulf jeweils mit einer 2-. Fürs erste mal ein Flugzeug steuern eigentlich gar nicht so schlecht…
Schulflugzeug Bocian vor dem Start, ich im Bocian
Blick aus dem Cockpit auf die Startbahn, Starthelfer an der linken Fläche
Fahrtmesser bei 100km/h, Feinvariometer am Anschlag; Grobvario bei 8m/s Steigen, Höhenmesser 330m.
Blick aus dem Cockpit, auf der Scheibe das simpelste Instrument: der Wollfaden; Schon im Landeanflug: 2m/s Sinken, Höhe 220m.