Von miserabel bis Prüfungsreif

Die letzten Flugstunden liegen nun schon fast zwei Wochen zurück, aber aus Faulheit und Stress bin ich noch nicht zum Protokollieren gekommen.

Samstag war ich mit Bernd Krause zusammen gut eine Stunde in der Luft. Themen der Schulung waren wieder der Geradeausflug und die Meldung an der Position. Irgendwie war ich aber nicht wirklich fit an diesem Tag, denn so richtig machte der Bocian nicht das was ich wollte. Erschwerend für mich kam hinzu, dass wir wie in der Schulung durchaus üblich mit leicht geöffneter Haube flogen, damit der Fluglehrer hinten nicht völlig erstickt. Durch das Gepfeife des Windes war meine Konzentration irgendwann völlig im Keller, weil ich wieder mal nicht wusste, wie meine Ohren auf die Dauerbelastung reagieren würden. Entsprechend beschissen waren meine Flugleistungen. Gegen 17 Uhr klingelte das Telefon der Flugleitung. Rolf, der mit dem Janus auf Strecke gegangen war und den die Thermik kurz vor der Heimat verlassen hatte, lag irgenwo bei Eula auf einem Acker und bestellte ein Taxi. Ein Kuriosum an diesem Tag war ein betagter Fluggast. Dieser Mann war bereits im Besitz einer Lizenz, die er sogar auf dem Platz in Taucha gemacht hatte. Allerdings hieß die ausbildende Institution weder Fliegerclub Leipzig-Taucha, noch GST. Er hatte seinen Schein bei der Flieger-HJ gemacht. Demzufolge musste er irgendwas um die 80 Jahre alt gewesen sein. Es war schon eine Herausforderung, den alten Mann in das Flugzeug zu bekommen. Aber er hatte sichtlichen Spaß dabei und war nach der Landung hellauf begeistert. Da der Flug trotz F-Schlepp nur 15 Minuten gedauert hatte, entschloss sich Bernd, noch einen Windenstart mit dem Gast auf seine Kosten zu machen. Der alte Mann strahlte…

Am Abend feierte Kassenwart Leo seinen 50. Geburtstag. Meinen thüringer Genen entsprechend hab ich mich um die Zubereitung der Grillware gekümmert, und die Kameraden waren augenscheinlich mit dem Ergebnis zufrieden. Nach der Fresserei haben wir den Abend gemütlich am Lagerfeuer ausklingen lassen.

Sonntag war vom Wetter her mehr oder weniger bescheiden. Zwar knallte die Sonne förmlich auf den Platz, aber die nahezu nicht vorhandene Wolkenbildung sorgte dafür, dass die meisten Windenstarts nur für eine Platzrunde reichten. Sandro, ein Vereinskamerad in meinem Alter (aber schon acht Jahre im Besitz der Fluglizenz) brauchte drei Starts, bis er irgendwo Thermik fand und auf Strecke gehen konnte. Fluglehrer an diesem Tag war Uwe, mit dessen Pädagogik ich bisher am besten zurecht kam. Wieder stand der Geradeausflug auf dem Programm, und schon im ersten Flug des Tages klappte der ganz gut. Zudem flogen wir mit komplett geschlossener Haube, was die Geräuschkulisse gewaltig abdämpfte und mir die Möglichkeit gab, mich voll und ganz aufs Fliegen zu konzentrieren. Kurz nach der Positionsmeldung während des zweiten Fluges machte mir ein Schlag ins Genick sehr schnell klar, dass ich etws vergessen hatte: Direkt nach der Funkmeldung hat jeder Flugschüler Höhe, Fahrt und Sinken zu überprüfen sowie die Kurve drei und vier der Platzrunde samt Landebahn auf andere Flugzeuge abzusuchen und das Ergebnis dem Lehrer mitzuteilen. Auf diese Art soll man sich die Prozedur einhämmern, da nach diesem Check ein sicherer Landeanflug möglich ist. Der dritte Flug war wirklich gut, auch vom persönlichen Gefühl her. Nach der Landung meinte Uwe, beim nächsten Flug können wir den Geradeausflug abschließen. Ich kann den Flieger halbwegs sicher geradeaus steuern und auch bei Kursabweichungen durch Turbulenzen oder Eingriffe des Fluglehrers wieder auf ein Vorgegebenes Ziel einsteuern. Das ist ja schonmal was.

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