Lernen, lernen, lernen…

Auch wenn das jetzt hier bisschen durcheinander geht und nichtmehr so richtig chronologisch ist sei mir ein Einschub gestattet, der in unmittelbarem Zusammenhang mit meiner aktuellen Vorbereitung für die theoretische Luftfahrerprüfung zu tun hat. Jeder, der bei Open-PPL an den Meteorologie-Fragen verzweifelt und das Lehrbuch von Winfried Kassera angesichts eines fehlenden Abkürzungsverzeichnisses für Wetterkarten am liebsten in die Ecke pfeffern würde, findet auf den Seiten des Deutschen Wetterdienstes eine PDF, in der alle Abkürzungen aufgeführt sind. Ob man die auswendig lernt oder drauf hofft, dass sie nicht dran kommen, ist freilich jedem selbst überlassen, allerdings ist es sicher nicht schlecht, das ein oder andere mal gelesen zu haben. Wenn ich meine Fluglehrer frage, was es bedeutet, wenn in einer Low-Level Significant Weather Chart für die Wolkenobergrenze „XXX“ steht, weiß von denen bestimmt auch keiner, dass die Obergrenzen oberhalb FL 245 liegen…

Nunja, wie bei den meisten Prüfungen üblich: Viel gelernt, schnell vergessen, nie gebraucht…

Noch in Arbeit sind die Berichte zur BZF-Prüfung und zum Winterbauprogramm. coming soon…

Das waren noch Zeiten…

…als man in Taucha Kunstflug aus der Winde gemacht hat. Wenngleich alles andere als zulässig, trotzdem schick anzuschauen Abschwung mit anschließendem Looping. Das mit dem Puchacz ist natürlich quatsch, da eindeutig zu sehen ist, dass das Programm mit einem Bocian geflogen wird. Man beachte auch den Kommentar von Rolf gegen Ende: „…also ich hätte da noch einen rumgezogen…!“

Kampf mit 60° Schräglage

Wie im vorigen Beitrag, der ja leider einen eher traurigen Anlass hatte, nun die Fortsetzung der fehlenden Berichte vom Ende der Saison 2012.

Bullenhitze ohne Thermik war am 18. August angesagt. Von den vier Flügen mit dem Piraten D-1894 waren drei nicht der Rede wert, beim letzten reichte der Vertikalföhn immerhin für 17 Minuten Geiertanz. Einen Tag später gab es die Wetterquittung für einen perfekte Sommerwoche in Form dunkler Wolken und dicker Suppe ab 600 Meter. Nunja, es regnete nicht, war auch nicht sonderlich kalt, also die Flieger aus der Halle geschoben und auf Besserung gehofft. Bereits beim ersten meiner zwei Starts im Piraten war immer mal ein Ruck unter den Flächen zu spüren, aber rund wurden die Kreise nicht. Also zweiter Anlauf. Und siehe da, am Bahnübergang westlich des Platzes ging es aufwärts. Also bis ran an den Deckel bei 600 Metern und per Funk die Freigabe zum Wechsel ins Segelfluggebiet erbeten. Die kam prompt und ich flog rüber. Angesichts der Wetterlage – ich hing schon beim Abflug ziemlich im Dunst – hätte ich mir das auch sparen können, denn weiter Steigen ging zumindest rein von den Sichtverhältnissen her nicht mehr. Doch das interessierte mein Vario keinen Deut, ein bis drei Meter Steigen lagen konstant an – und dass hatte sicher nichts mit einer defekten Anzeige zu tun, immerhin flog ich die D-1827, deren Feinvariometer nicht permanent +1m anzeigt. Was also tun? Mit ausgefahrenen Klappen und Tempo 90 gondelte ich bestimmt eine Viertelstunde lang direkt an der Grenze zur Waschküche über mir am Südrand des Flugplatzes lang und freute mich meiner selbst. Die Tatsache, dass es kein anderer an diesem Tag so richtig schaffte, oben zu bleiben, trug ein Übriges zu meiner guten Laune bei. Nach gut 22 Minuten hatte ich mich dann doch aus dem Aufwind rausgedreht und fand auch nichts nutzbares mehr. Zeit den Flieger runter zu bringen und die anderen spielen zu lassen.

Mitte September war ich noch einmal für ein Wochenende in Perleberg. Zwei Flüge bei mäßig Thermik gemeinsam mit Bernd. Nicht besonders lang, aber lehrreich, denn die Herbstthermik ließ sich nur im Kampf den ein oder anderen Meter Steigen abringen. Nachdem ich ein paar Versuche ordentlich daneben gesetzt hatte ging Bernd dazwischen und hängte den Bocian mit wenigstens 60° Querneigung in den nächsten Bart. „Du musst im Herbst die Thermik viel enger kreisen, sonst bekommste die nicht rund“, kommentierte er von hinten. Nun gut, dann halt radikal. Tempo 90, Knüppel und Seitenruder rechts und rein in den Kreis. Und siehe da, mal ein halber Meter rund, auch wenn es einem dabei schön die Falten aus dem Gesicht zog… Eine Erfahrung, die mir im Spätherbst in Taucha noch die ein oder andere Flugminute zusätzlich einbrachte.

Zum letzten berichtenswerten Flug im Jahr 2012 startete ich mit der 1827 am 22. September. Ein richtig schöner Spätsommertag, wenn auch die Zeit für die großen Aufwinde vorbei zu sein schien. In der ersten Runde hatte ich mich mit Nullrunden und geringen Sinkwerten elf Minuten gehalten, aber irgendwie wollte ichs dann doch nochmal wissen. Also auf zum zweiten Start, Ausklinkhöhe irgendwas bei 320 Metern. Am Ostrand des Platzes, kurz über der Winde, leichtes Steigen. Da ich das zweite Seil hatte konnte ich dort mitnehmen was ging, da innerhalb der nächsten zehn Minuten kein weiterer Start zu erwarten war. Querabflug und Thermiksuche über dem Schrottplatz. Der gilt unter den Rookies als halbwegs zuverlässige Quelle für Aufwinde. Nunja, der schien aber deaktiviert. Die Nadel des Höhenmessers bewegte sich langsam, aber kontinuierlich nach unten, und auch die Bäume und Gebäude wurden zusehend größer. Also sicherheitshalber die Platzrunde weiter in Richtung Position geflogen. Dann ein Ruck. Noch einer. Hm, irgendwas schien doch noch zu gehen. Blick zum Höhenmesser: 220 Meter. In der Hoffnung (und inzwischen mehrfach überprüften Gewisseheit), dass mein Fluglehrer Rolf es von unten kaum würde sehen können, wenn ich die Positionsmeldung erst bei 190 Metern absetzen würde reiße ich den Knüppel nach links, trete ins linke Pedal und legte den Piraten in eine steile Kurve. Das Vario bleibt bei null stehen und wandert langsam ins Plus. Über einen halben Meter kommt es aber nicht sondern bleibt da. Korrektur mit Quer- und Seitenruder. Nach dem Dritten kreis ist der Bart rund, aber ich hänge mit bestimmt 60 Grad Querlage drin. Fahrt 90, Blick zum Platz, da ist noch Luft bis in die Platzrunde. Also drinbleiben. Und weiter zumachen, der Aufwind ist eng. Ab und an klettert das Vario auf einen Meter Steigen. Der Höhenmesser bewegt sich qualvoll langsam, aber der Pirat steigt. Ungefähr eine Viertelstunde kämpfe ich mit mir, da mir durch die Fliehkräfte ständig die Sonnenbrille von der mit Sonnenmilch geschmierten Nase zu rutschen droht, und dem Flugzeug, dass sich gegen die engen Kreise wehrt. Als kein spürbarer Auftrieb mehr kommt richte ich den Flieger auf und gucke zum Höhenmesser: 400 Meter. Wer sagts denn. Das enge Kreise scheint zu funktionieren. Bernd hatte recht gehabt. Damit hatte sichs dann aber auch für diesen Tag, Positionsmeldung, Landeeinteilung, letzte Kurve. Fahrt 90, Klappen raus. Knüppel links, Drehung abwarten und Tritt ins rechte Pedal. Der Fahrtmesser fällt auf null und der Pirat gleitet in einem sanften Linksslip in Richtung Boden. Ausrichten, Abfangen, Aufsetzen, Ausrollen. Wie im Lehrbuch.

Im Gedenken

Eigentlich sollte hier als nächstes ein Eintrag zu meinen letzten Flügen 2012, der BZF-Prüfung und meiner Vorbereitung auf die theoretische Luftfahrerprüfung erscheinen. Ein aktuelles Ereignis drängt sich aber dazwischen.

Vor gut einer Woche erreichte uns die Nachricht, dass Uwe-Carsten Zehl plötzlich und unerwartet verstorben ist. Wenngleich ich Uwe persönlich kaum näher kannte hatte ich das Vergnügen, mit ihm als Fluglehrer einige schöne Flüge zu erleben. Besonders in Erinnerung geblieben ist dabei der 8. Juni 2008, als er erstmals versuchte, meinen desolaten Orientierungssinn im Flug zu ordnen und mich in das ordentliche Fliegen einer Platzrunde einwies. Ein paar Wochen später begleitete mich Uwe bei meinen ersten Versuchen, in der Thermik an Höhe zu gewinnen, obwohl das zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch nicht auf dem Plan stand. Sein lapidarer Kommentar: „Wenn Thermik da ist muss sie genutzt werden“. Einkreisen, aufrichten, zentrieren usw., Uwe erklärte mit unerschütterlicher Geduld. Überhaupt zeichnete ihn eine konsequente Methodik in seiner Fluglehrertätigkeit aus. Den Flugschüler fliegen und Fehler machen lassen, Fehler aufzeigen, analysieren und korrigieren. Der Lerneffekt dabei war enorm, und Spaß gemacht hat es auch. Am Boden mag er kein einfacher Mensch gewesen sein, in der Luft aber habe ich mit ihm gerne das Cockpit geteilt.

Danke für deine Geduld!