Zweiter Tag mit Wertung, erster Tag mit Außenlandung. Zufrieden? Nicht wirklich, aber schön wars trotzdem. Aber der Reihe nach.
Am Freitag hatten die Masterminds um Sportleiter Gerd Doepner das Briefing zweimal verschoben und nach einem Feldbriefing mit nochmals verkürzten Aufgaben den Tag schließlich neutralisiert. Zitat des Tages: Pilot: „Ich hab hier drei Meter“. Flugleitung: „Wir brauchen Steigwerte, keine Durchmesser!“. Knaller. Jedenfalls bot der Tag dann genug Zeit, um endlich mal die Schleppstange für die Else fertig zu basteln. Gemeinsam mit Stefan Wilnat, Schleppilot, Fluglehrer und Analyse-Crack für F-Schleppgebühren hatte ich einen spitzenmäßigen Plan ausgearbeitet, den Werkstattleiterin Frauke dann komplett über den Haufen geworfen hat. Sollte ja ordentlich werden und so. So stand ich dann vier Stunden in der Werkstatt und habe mit Unterstützung von Frauke und Heribert die Teile, die meine Vereinskameraden schon vorbereitet hatten, zu einem funktionsfähigen Utensil zusammengebastelt. Sogar mit gepolsterter Spornaufnahme. Und siehe da, es funktionierte.
Das Abrüsten der Else habe ich mir dann gespart, den Kahn vorm Anhänger angepflockt und abgedeckt und gut war.
Am Samstag sieht das Wetter wieder besser aus. Erste Cumuli über der Eifel deuten auf einen guten Tag hin. Die Bernd-Fischer-Show beim Briefing bestätigt den Eindruck, die Wettbewerbsleitung bastelt uns eine AAT über Aachen, Daun Senheld und Ailerchen. Schien machbar. Angesichts zu viel vergammelter Zeit am Vormittag stehe ich in der zweiten Startreihe und muss entsprechend früh los. Kaum drin, zieht die Morane das Seil straff und es geht los. Einigermaßen ruppig der Schlepp, aber zügig auf 600 Meter AGL. Dann das übliche Spiel: Steigen im Wind, der einen Meter um Meter von der Startlinie wegträgt. Zweimal düse ich zurück in Richtung Start und verfeuere dabei Meter um Meter. Irgendwann habe ich mich dann auf 1600 Meter hochgearbeitet und melde fatalistisch meinen Abflug, da ich keine Lost habe, mir im Kreisen von der brennenden Sonne weiter das Hirn weichkochen zu lassen. Also Feuer frei nach Westen. Das geht im ersten Moment auch richtig gut, wenig sinken, immer mal ein Bart dazwischen und gut. Gut bis Düren-Hürtgenwald, denn dort sind es plötzlich nur noch 500 Meter AGL. Großes Kino. Über Funkt will ich die potenziell in Aussicht stehende Landung ankündigen, aber niemand antwortet. Zweiter Versuch, wieder nix. Blick auf die Karte, aha-Effekt. Im XCSoar ist die falsche Frequenz angegeben. Also die richtige aus der Karte gesucht und angefunkt. Delta-Blabla, südlich, saufen, mies, vielleicht landen, arschlecken. Antwort: Mach halt. Nun gut. Irgendwie gelingt es mir, aus dem weit fortgeschrittenen Sinkvorgang in mehreren brutalen Kampfkurven einen halben Meter Steigen zu runden und mich wieder auszugraben. Bei 1400 Meter AGL verlasse ich die Platzrunde und es geht weiter.
Tatsächlich fliege ich sogar recht weit in den ersten Zylinder rein, denn die Wolken sind einladend. Ein zieht mich bis auf 2700 Meter MSL – so hoch war ich noch nie! Dann Kurs auf Daun Senheld. Unter den Wolkenstraßen geht das richtig gut. Zumindest eine Zeitlang. Irgendwann komme ich dann immer tiefer und weiß wirklich nicht mehr, wo ich die Wolken noch anfliegen soll, damit ich Steigen bekomme. Auf Höhe der Dahlemer Binz raste ich die Frequenz von Wershofen und melde mich als der Typ, der da vor einem Jahr mal probiert hat, ob eine LS1 auch ohne Fahrwerk einigermaßen zu landen ist. Gelächter und Grüße werden zurückgefunkt. Dann kräht auch noch jemand, dass er regelmäßig diesen Blog liest und ich weitermachen soll. Nunja. Ich verspreche, irgendwie in den nächsten acht Tagen noch eine Kiste Bier als Dankeschön vorbei zu bringen. Immerhin hat man dort wichtige psychologische Erstbetreuung geleistet.
Das alles lässt die Else aber nicht besser steigen. Inzwischen bin ich auch angepisst, weil mein gesamter Proviant alle ist und ich Appetit habe. Mit Airman-Beans halte ich mich bei Laune, auch wenn ich dafür mit Blick auf Vario und Höhenmesser eigentlich Kokain oder sowas bräuchte. Also Kurs auf das nächste landbare Stück Erde. Das ist in diesem Fall das Gleiterflugfeld Hinterweiler. Ein zweites Mal verarscht mich XCSoar beim Frequenzrasten, aber irgendwann habe ich die Jungs da unten am Rohr. Gleiches Spiel wie in Düren, ich such Thermik, und die unten lachen mich wahrscheinlich aus. Thermik ist keine da, also nehme ich die kurze Landebahn ins Visier, fliege eine saubere Platzrunde und setze die Else auf den englisch getrimmten Rasen. Ich bin unten, der Flieger ist ganz und ich hatte sogar das Fahrwerk draußen. Nicht schlecht für einen wie mich.
Die Überraschung kommt Sekunden später. Klaus, ein Drachenflieger, der noch tags zuvor auf der Mönchsheide zu Besuch war, steht vor mir und grinst. „Was willstn Du hier?“ fragt er und lässt sich von mir das ganze Drama berichten. Im Anschluss an die Begrüßung gibt es frischen Apfelkuchen. Da hätte ich mir echt ein schlechteres Feld suchen können. Nach der Info an die Mönchsheide und meine Rückholer lasse ich mir etwas übers Drachenfliegen erzählen und komme zu dem Schluss, dass ich das irgendwann mal ausprobieren muss.
Gut eine Stunde später sind Thorsten und Anna, die jüngste im LV Mönchsheide, mit meinem Auto und dem Anhänger da. Keine Viertelstunde dauert es, und die Else ist im Anhänger verschwunden und wir auf dem Rückweg.
Danke an meine Rückholer und die freundlichen Drachenflieger von Hinterweiler! Auf Bald!
Es ist immer erfrischend, Deine Texte zu lesen – weiter so, alles wird gut!
LG vom Opa (Vadder von Maurice – BM)