Die Überschrift dieses Beitrages trifft gleich in mehrfacher Hinsicht zu. Beruflich, privat, fliegerisch. Wobei Punkt eins auf die Punkte zwei und drei maßgebliche Auswirkungen hat. Nach zweieinhalb Jahren als Redakteur beim Prignitzer habe ich den Zeitungsjob an den Nagel gehängt und das geschafft, was für viele zeitlebens ein Traum bleibt. Ich habe mein Hobby – zumindest ein stückweit – zum Beruf gemacht. Seit dem 1. Dezember 2015 bin ich als Redaktionsleiter des aerokuriers, deutschlands vielseitigster Zeitschrift für die allgemeine Luftfahrt, zuständig dafür, monatlich eine für den Privatpiloten ansprechende Mischung an Themen und Darstellungsformen zu kredenzen. Ob mir das gelingt, wird die Zeit zeigen, aber es dürfte ziemlich ausgeschlossen sein, dass ich in absehbarer Zeit noch einmal so eine Chance bekomme. Nicht nur in Bezug auf die Verantwortung, sondern vor allem hinsichtlich der Schnittmengen von Job und Leidenschaft.
Nun bedingte die berufliche Veränderung einen Umzug nach Stuttgart. Damit ist freilich auch mein Engagement beim Aeroclub Perleberg weitgehend Geschichte. Nicht dass ich dort nicht zum Fliegen willkommen bin, aber realistisch betrachtet sind die knapp 700km dorthin doch ein Ko-Kriterium. Für meinen diesjährigen Start bei der 30. BBSW auf der Mönchsheide darf ich allerdings die India Lima nochmal entführen, wobei ich hoffe, dass unser zweiter gemeinsamer Urlaub in Rheinland-Pfalz mit weniger physischen (Else) und psychischen (ich) Blessuren abgeht als der im Vorjahr. Draus gelernt habe ich jedenfalls eine Menge, und da die Mönchsheider angedroht haben, mich im Falle eines Nichtantritts in diesem Jahr zu suchen und zu verkloppen, konnte ich freilich nicht anders. Meine Perleberger Kameraden kommentierten das trocken mit dem Spruch, ich müsste ja die Gurte in der LS1 noch abfliegen. Die hatte ich dem Vogel als Ausgleich für die von meinen fachkundigen Kameraden durchgeführte Reparatur nach dem Bauchklatscher aus eigener Tasche bezahlt. Also werde ich am 29. April gen Prignitz düsen, hier das Wochenende verbringen, hoffentlich fliegen und am Montag früh die Else an den Haken nehmen, beim WEZ in Wittenberge noch ein Kiste Neuzeller Klosterbräu Kirsch als standesgemäßes Flugbetriebsendbier kaufen und dann gemächlich die 640 Kilometer auf die Mönchsheide fahren.
Vorher allerdings könnte es zu einer Begegnung der besonderen Art kommen. Seit ich 2009 zum Volontariat in die Prignitz gegangen bin, höre ich gerne auf Radio Fritz die Sendung Blue Moon, in der sich die Hörer via Telefon dazu schalten und mitdiskutieren können. Schon drei oder viermal hab ich da die Moderatoren bzw. Moderatorinnen mit Monologen zu meiner Segelflug-Leidenschaft gelangweilt. So auch am vergangenen Sonntag. Aber dieses Mal habe ich nicht nur darüber geredet, sondern die Moderatorin Anja Pyranja direkt eingeladen, einfach an just diesem Wochenende nach Perleberg zu kommen und ’ne Runde mitzufliegen. Den Audio-Beweis gibt es im Blue Moon-Podcast, irgendwo bei einer Stunde und 20 Minuten oder so. Liebe Anja, ich würde mich freuen, wenns klappt!
Bis es so weit ist stehe ich nun vor der Herauforderung, im Raum Stuttgart einen Verein zu finden, dessen Gebührenstruktur mich nicht arm macht. Fakt ist: Von Ost-Verhältnissen kann ich mich gepflegt verabschieden. Ich hatte ja bereits in einem Artikel im Magazin Segelfliegen (Ausgabe 6/2015) unter dem Titel „Zur Kasse gebeten“ das Thema Aufnahmegebühren in Vereinen mal kritisch unter die Lupe genommen, nachdem ich da bei Recherchen aus reinem Interesse auf Werte z.T. jenseits der 1000 Euro gestoßen war. Klar liegen solche Vereine vielfach in wirtschaftlich sehr starken Regionen, und zumeist sind die flottenmäßig auch weit besser ausgestattet als der typische Ostclub mit Bocian, LS1, Jantar und co. Dennoch – und davon bin ich nach wie vor überzeugt – sind extreme Aufnahmegebühren einfach nicht mehr zeitgemäß, da es heute insbesondere unter den gern angeworbenen jungen Akademikern und „Professionellen“ (früher hätte man gesagt Yuppies) kaum noch jemanden gibt, der für viele Jahre im gleichen Job oder der gleichen Region bleibt. Denen dann auch noch extreme finanzielle Hürden in den Weg zu legen halte ich für falsch. Einen Beitrag zu Investitionen langjähriger Mitglieder beispielsweise über höhere Fluggebühren dagegen ist m.E. der bessere Weg. Letztendlich tritt ja niemand einem Verein bei, um dessen Material „kaputtzufliegen“, sondern, weil er sich engagieren und aktiv in einer Gemeinschaft mitarbeiten will. Ob hier irgendwann ein Umdenken einsetzt, darf man gespannt abwarten. In jedem Fall ist es bei dem vielfältigen Angebot an fliegerischen Möglichkeiten rund um Stuttgart nicht ganz einfach, eine neue fliegerische Heimat zu finden. In jedem Fall wird an diese Stelle zeitnah bekannt gegeben, wo ich künftig meine Wochenenden verbringen werde.