…aber ohne Eintrag auf der 100 Plätze – 100 Flüge-Liste. Nachdem das Wetter bereits am Samstag nur für Platzrunden reichte, sah es heute früh schon mehr als beschissen aus. In der Hoffnung, dass es doch irgendwie fliegbar wird, stehe ich gegen halb zehn auf dem Flugplatz und zerre den Else-Hänger aus der Halle. Das Ziel ist der Flugplatz Lüchow-Rehbeck. Bereits gestern hatte ich mit dem dort ansässigen Luftsportverein Lüchow-Dannenberg telefoniert und mich nach der Möglichkeit für nen Start erkundigt. Lapidare Antwort: „Komm her und flieg!“ Um nicht völlig dämlich vor verschlossener Tür zu stehen, klingel ich kurz vor der Abfahrt nochmal bei den Lüchowern an und erfahre, dass das Wetter bescheiden ist, aber eventuell doch noch Schulungsbetrieb in Gang kommt. Also Hänger dran und los.
Eine gute Stunde später bin ich da und werde freundlich eingewiesen. Auf dem Tower erfahre ich, dass man noch abwartet und die Tendenz wohl eher gegen das Fliegen spricht. Das Wetterradar zeigt Regenfelder, die sich auf den Platz zubewegen. Klar könnte ich jetzt aufrüsten und mich mal eben auf 600 Meter ziehen lassen – ein Schleppilot ist da. Aber will ich dann gegebenenfalls ein klatschnasses Flugzeug einladen, dass eigentlich noch ordentlich geputzt werden muss, um den Staub vom Oldtimertreffen zu beseitigen? Die Entscheidung ist gefallen.
Dennoch nutze ich meine Sonntagsausflug mit Neun-Meter-Anhänger, um Kontakte zu knüpfen. Ich lasse mich von Vereinsmitglied Yannik, der mich bereits über Facebook schon einmal eingeladen hatte, über den Platz führen und gucke mir an, was die Kameraden so in den Hallen stehen haben. Und da steht da doch tatsächlich ein LET 23 Super Blanik! Der Shades-of-Grey-Flieger im Original, ich lach mich kaputt (Für die nicht-Insider: Im Buch fliegt SM-Snob Christian Grey seine Sub in spe mit einer LET 23 durch die Gegend, im Film hat man die Blechdose allerdings durch eine DG 1000 ersetzt). Nun steht die Frage, wo ich mich zum Blanikfliegen einlade, in Jena-Schöngleina oder doch in Lüchow… Wobei, man kann ja beide mal probieren, den 23er und den 13er. Letzteren haben die Lüchower auch noch, leider gegroundet und seit 2012 auf dem Anhänger verstaut. Weiterhin stehen Astire, die obligatorische ASK 21 und eine Pik20D zusammengeschachtelt in der Halle.
Nach der Führung sitze ich mit Jasper und Sebastian im Vereinsheim bei einer Tasse Tee und wir diskutieren dieses und jenes rund ums Vereinsleben, Wettbewerbsfliegen und die Vorzüge und Nachteile der Segelflugregion Brandenburg-Niedersachsen. Postwendend kommt die Einladung, in zwei Wochen nochmal vorbei zu schauen, denn dann haben die Lüchower Sommerlager. Schließlich zeigt mir Jasper noch seine Speed Astir, einen Flieger, den ich aufgrund seiner konstruktiven Gimmicks wie spaltlose Wölbklappen interessant finde.
Nach gut zwei Stunden verabschiede ich mich wieder und zerre den Anhänger vom Flugfeld. Rückwärts fahre ich auf der linken Seite der Elbe und nehme schließlich die Fähre von Schnackenburg nach Lütkenwisch. Als ich den schmalen Weg zum Fähranleger hinunter fahre, hoffe ich inständig, dass der Kahn auch in Betrieb ist, denn hier mit dem Anhänger rückwärts zu rangieren wäre völlig unmöglich. Doch Tatsache, die Fähre ist trotz Niedrigwassers unterwegs.
Während der Wartezeit erzähle ich mit drei Motorradfahrern, die mich im Spaß fragen, warum ich nicht über die Elbe fliege. Einer war tags zuvor auch auf dem Oldtimertreffen und erkennt mich wieder. Beim Auffahren auf die Fähre kratzt der Arsch des Anhängers natürlich auf der Rampe, aber irgendwie passt es dann doch. Für zehn Euro kutscht der Fährmann mein 14-Meter-Gespann über den Fluss, und die Rampe auf der anderen Seite passiere ich in der Tat, ohne aufzusetzen. Einmal in Lütkenwisch, nutze ich die Chance, mir die Gedenkstätte für den hier von einem DDR-Grenzboot getöteten Flüchtlings Hans-Georg Lemme anzuschauen.
Gegen 15 Uhr schiebe ich den Anhänger wieder in die Halle und das Tor zu. Dank der Gastfreundschaft der Lüchower auch ohne Flug ein netter Ausflug. Wir sehen uns!
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