Mein dritter Wertungstag auf der Mönchsheide brachte zwei Starts und zwei Landungen, und das ganze auf zwei verschiedenen Flugplätzen.
Als Aufgabe stand heute für die Club- und Standardklasse der Flug von der Mönchsheide über Düren-Hürtgenwald und Montabaur zurück zum Startplatz. Startbereitschaft: 11.30 Uhr. Fast hätte ich die Startvorbereitungen stressfrei hinbekommen, wären da nicht die Klemmen der Stromversorgung fürs Navi gewesen, die partout nicht auf dem Akku halten wollten und erst richtig saßen, als ich mit der Zange nachhalf. Geschenkt. Mit dem Wissen, dass mein Hänger laut Auskunft der Werkstatt um 14 Uhr repariert wird kann ich mich ganz entspannt auf Strecke machen und freue mich auf einen tollen Flugtag.
Um 12.34 Uhr Ortszeit geht das UL vor der Else in Stellung und zerrt das Seil straff. Bei dem böigen Wind habe ich zunächst Probleme, sauber hinterher zu fliegen, fange den Bock aber schließlich ein und folge einigermaßen ordentlich. Bei 600 Meter klinke ich aus und finde in Richtung Rhein auch satte Thermik, die mich bis auf 1400 Meter MSL bringt. Gut, denke ich mir, da geht ja wirklich was. Der starke Westwind aber ist eine echte Herausforderung. Als alle Clubbis in der Luft sind und die Abflugfreigabe kommt, versuche ich, in Richtung des Flugplatzes vorzufliegen, brauche aber bis zur Mönchsheide schon 300 Meter. Das wird so nix. Also zurück und nochmal hoch gekurbelt. Gleiches Spiel. Schließlich versuche ich es mit einem Schlenker nördlich am Platz vorbei und melde kurz vor 14 Uhr meinen Abflug vom Platz. Mehr schlecht als recht düse ich in wahnsinnigem Saufen nördlich entlang der Autobahn Richtung West-Nordwest und ärgere mich, dass ich kein vernünftiges Steigen finde. Aber hey, mein Navi funktioniert immerhin und die Dritte-Welt-Müsliriegel aus dem Pennymarkt schmecken vorzüglich. Es könnte mir also schlechter gehen.
Noch bis kurz vor Wormersdorf schaffe ich es im Gleitflug und beobachte, wie ein anderer Segler auf dem Platz in Bad Neuenahr-Ahrweiler landet. Ich drehe rum und beschließe, mir diese Option offen zu halten. Da ich keine Lust habe, erneut auf dem Acker zu liegen, aber gegen den Wind bei der mäßigen Thermik nicht anfliegen kann, nehme ich Kurs auf die Mönchsheide und werde abbiegen, wenn ich es nicht schaffe. Als ich kur vor der Autobahn nur noch 400 Meter über Mönchsheide-Nievau habe fällt der Entschluss, zumal sich der andere bereits eine Schleppmaschine organisiert hat und wir so gegebenenfalls ohne Landtransport zurück kommen.
Ich fliege den Platz relativ hoch an, da ich bei dem Gegenwind genug Reserve haben will und funke auf der Platzfrequenz meine Positionsmeldung samt Fahrweksmeldung – der Mensch ist ja lernfähig. Bei ordentlichen Böen schwebe ich auf den Platz ein und arbeite mich langsam an die Schwelle heran. Abfangen, Ausschweben und irgendwie auf den Wind reagieren. Im Rollen erwischt mich noch eine Böe und dreht den Flieger um fast 90 Grad. Ich habe keine Chance, mit dem Seitenruder gegenzeusteuern und rutsche vielleicht zwanzig Meter quer zur Landerichtung. Dann steht die Else. Kaum aus dem Cockpit, gucke ich mir sicherheitshalber das Fahrwerk an, kann aber keine Schäden feststellen. Gemeinsam mit dem Schleppiloten und dem anderen Segelflieger rolle ich die India Lima an den Start und gerne nehme ich das Angebot an, dass mir der Kamerad den ersten Start überlässt, damit ich nicht mit abgelegter Fläche starten muss. Der Motor der Remo brüllt auf und ich habe Mühe, bei den Böen den Kurs zu halten. Die Hand am Ausklinkgriff sehe ich zu, die Flächen der Else in der Luft zu halten und bekomme den Flieger nach einer gefühlten Ewigkeit frei. Zunächst geht es auf Höhe, dann in einer gleichmäßigen Kurve Kurs Mönchsheide. Kurz vor dem Platz klinke ich mich in 800 Metern aus, eigentlich viel zu spät, was Sportleiter Gerd Doepner später zu der lakonischen Bemerkung animierte: „Wenn der Flieger explodiert wäre, wären die Trümmer auf dem Flugplatz gelandet.
Jetzt, wo ich eigentlich nur noch Höhe abfliegen und landen will steigt es überall. Noch gut 20 Minuten kreise ich am Platz, übeein paar Slips und gehe dann zur Landung. Die fällt außerordentlich kurz aus, da ich nicht in die weiter hinten stehenden Segler brettern will. Man könnte auch sagen, fast zu kurz. Schließlich kommt ein Auto und nimmt die Else an den Haken. Jetzt heißt es, den Anhänger abholen. Die Jungs von Vergölst in Bad Breisig haben super Arbeit geleistet und aus allerlei Ersatzteilen, die ich am Vortag besorgt habe, alles so zusammen improvisiert, dass es wieder funktioniert. Schließlich kann ich die Else verladen und den Hänger wieder an seinen Platz fahren. Die Auswerung des Logfiles ergibt einen respektablen letzten Platz in der Clubklasse mit 20,9 Kilometern Strecke. Aber ich sehe den Tag positiv: Zweimal auf einem Flugplatz gelandet, und das zweimal mit ausgefahrenem Fahrwerk. Das hatte ich schon schlechter. Dazu keine Teile verloren und nichts kaputt gemacht, aber wieder einen funktionsfähigen Anhänger fürs Flugzeug. Das sind echte Erfolgserlebnisse!
Bei lecker Steaks, zu denen die Jungs und Mädels vom LSC Erftland den Quoten-Ossi einladen, klingt der Abend aus. Natürlich wird der Tag ordentlich ausgewertet, meine Querlandung als durchaus nicht unüblich für derartig heftige Windbedingungen klassifiziert und noch allerlei Fachvokabular auf den Tisch gepackt. Nur ein Beispiel: Die Flüsterlatte. Macht keinen Krach, steigt aber auch nicht. Tolle Erfindung.


Hey Schwanzlars, ich hoffe du bringst die LS 1 wieder heil zurück.
Hey Thomas, ich gebe mir große Mühe 😉