Nach zehn Stunden im Auto war es geschafft: Lars samt Passat samt Anhänger mit LS1 erreichen den Flugplatz Mönchsheide. Gestern Abend um kurz nach 21 Uhr biege ich auf das Gelände oberhalb der Stadt Bad Breisig ein. Kurz zuvor hatte ich bereits mit LSM-Chefmeteorologe Bernd telefoniert, der mir den Hinweis gab, mich einfach vor Ort durchzufragen, wenn’s irgend ein Problem gibt. Das klappte super, und im letzten Dämmerlicht versuchte ich, aus einem mir unbekannten Gewirr aus Stangen und Planen ein Zelt zusammen zu bauen. Richtfest 23 Uhr. Gröbstes Einräumen eine halbe Stunde später erledigt. Billignudeln aufm Gaskocher aufgewärmt und weggeputzt. Duschen, Bett. Und Tatsache, wirklich Bett. Konkret: Luftbett. Auch wenns mich in der Nacht einmal fast runtergehauen hätte, schläft es sich darauf doch einigermaßen formidabel.
Heute früh stand erstmal groß Reinemachen auf dem Plan. Das Zelt hatte seinen letzten Einsatz bei irgend einem Festival mit viel lauter Musik und viel Staub. Wahrscheinlich mehr Staub als Musik, und ich habe zwei Stunden geputzt, um ne einigermaßen saubere Zweizimmerwohnung für die zehn Tage hier zu haben. Dann hieß es, ab zur Physiotherapie, denn mit verknackstem Lendenwirbel fliegen ist auch nicht so das Gelbe. Schließlich noch Verproviantieren und Kleinkram aus dem Baumarkt besorgen, da an der Else noch einiges zu tun ist.
Zurück auf dem Platz zerre ich das Geflügel aus dem Hänger und ziehe im Cockpit eine Leitung vom Kofferraum zum Instrumentenbrett, um eine Steckdose für 12V zu installieren. In Verbindung mit meinem USB-Adapter aus dem Auto kann ich hier das Oudie, quasi ein Segelflug-Navigationssytem, anschließen und mit Strom versorgen oder im Notfall sogar mal das Handy laden. Weiterhin befreie ich alle Buchsen und Bolzen von der räudigen gelben technischen Vaseline, da beim Auftragen des Korrosionsschutz- und Gleitmittels gerne mal hässliche Flecken am Flieger entstehen. Stattdessen schmiere ich die entsprechenden Stellen mit weißer kosmetischer Vaseline ein. Das sieht erstens besser aus, zweitens ist das Zeug vollkommen unbedenklich. Dritter Teil des Tagwerks ist die Reparatur der Spaltabdeckung am Seitenruder. Auf der rechten Seite fehlt das untere Viertel, das ich in Ermangelung des entsprechenden Luftfahrtpendants einfach mit Teppichklebeband dranpappe und die Kante schließlich mit weißem Abklebeband bedecke. Funktioniert, sieht sauber aus, ich bin zufrieden. Als alles fertig ist, schiebe ich die Else wieder in den Hänger und packe zügig ein, denn starker Wind und dunkle Wolken künden von einem Unwetter, dass zu meiner Überraschung aber nicht kommt.
Am Abend sitze ich zusammen mit Bernd und zwei anderen Fliegern beim Essen und höre Geschichten von Flügen in Afrika und Südamerika, von Spinnen, die sich während des Fluges zeigten und dann Monate später von Mitarbeitern von Schempp-Hirth bei der Jahresnachprüfung mit spitzen Fingern aus dem Flieger geangelt wurden. Alles in allem ein toller erster Tag, bin gespannt, wie es sich hier fliegt. Mehr dazu morgen



Hast Du eigentlich schon mal einen F-Schlepp an der Schwerpunktkupplung, geschweige denn mit der LS 1, gemacht?
Das war heute eine Premiere. Nach Anfänglichen Schwierigkeiten ging es aber ganz gut.