Runtergewaschen – aber warum?

Der vergangene Samstag ist irgendwie ein Lehrstück von mangelhaft ausgebildeter Selbstkontrolle. Über das Wetter derzeit braucht man ja nicht allzu viele Worte verlieren, es ist halt durch die Bank scheiße. Aber gut, immerhin log der Wetterbericht irgendwas von mäßigen Bedingungen. Also auf die Weide gegurkt und beim Briefing den Wunsch nach Duo-Fliegerei angekündigt. Der Twin sollte für die Schulung mit raus und noch ein Zweier-Discus. Nach einem ausführlichen Bodengutachten fiel der Entschluss gegen den Windenbetrieb, denn den nassen Platz hätten die Lepos wahrscheinlich völlig umgeackert. Und eine kaputte Grasnarbe ist echt ne Katastrophe. Also F-Schlepp.

Tatsächlich versuchen einige Strecken-Verrückte Bundesliga-Punkte zu erfliegen, aber es ist fraglich, ob die überhaupt die 100 Kilometer zusammen bekommen. Nachdem die ersten Starts raus sind, geht der erste Schauer über uns nieder. Flieger nass, Piloten nass, Platz nass. Genervte Gesichter. Dann wieder ein blaues, wobei eigentlich eher ein graues Loch. Die Schüler überlegen ernsthaft, ob sich F-Schlepps unter diesen Bedingungen überhaupt lohnen, und auch mancher Lizenzinhaber rechnet sich die Preise für die Platzrunden schön.

Nach einem Überprüfungsstart, den Fluglehrer Michael mit einem anderen Lizenzpiloten macht ,ist der Duo frei und ich raffe den hinteren Schirm raus, damit der nicht unkoordiniert durchs Cockpit fliegt. Als ich endlich fertig zum Start bin, ist der Himmel wieder dunkelfinster. Es wäre jetzt ein leichtes gewesen, mal Größe zu zeigen, das Seil auszuklinken und zu sagen, ich lasse es. Es ist klar, dass das nur eine Platzrunde wird, die mich wegen des F-Schlepps um die 30 Euro kostet. Von zehn Minuten Duo-Fliegen werde weder besser noch schlauer. Aber das Risiko, runtergewaschen zu werden, irgendwo zu stranden oder wegen des Regens oder der Windböen – Landung ist auf der 07, also mit Rückenwind angesetzt – noch richtig in die Scheiße zu geraten, sehe ich irgendwie nicht. Am Ende siegt die Fluggeilheit, wohl auch, weil am Vorwochenende auch kein Flugwetter war und der Bodenkoller zuschlägt.

Kaum losgerollt, bekomme ich die Quittung. Ich hebe den Duo ab, muss eine Böe aussteuern und datsche nochmal satt mit dem Reifen auf den Asphalt. Bereits nach wenigen Metern im Steigflug prasseln mir fette Tropfen auf die Haube. Die Sicht ist mies, aber noch reicht es ja, der Husky einfach stur hinterher zu fliegen. Dankenswerter Weise schleppt sie mich aus dem Schauer heraus ins zweite Tal südlich der Hahnweide. Bei 700 Meter AGL klinke ich aus und eiere im Trockenen meine Höhe ab. Es steigt natürlich gar nicht, mit konstant einskommafünf geht es abwärts. Aber hey, immerhin fliege ich Duo, und auf meinem Fliegerhorizont gibt es momentan nichts geileres. Aber nach kürzester Zeit ist die Höhe verflogen, und ich muss wieder voll durch die Sotte durch. Kaum wieder in der Platzrunde schifft es wie aus Eimern. Na klasse. Klatschnasse Flächen und Rückenwind, jetzt werden sich zwei Dinge zeigen: Erstens, ob ich mit solchen Bedingungen umgehen kann, zweitens, ob der Duo auch unter diesen Bedingungen die gutmütige Flugmaschine ist, die ich bei Sonnenschein kennen gelernt habe.

Die Haube ist voller Tropfen, die Sicht entsprechend beschissen. Der WInd schüttelt den Flieger durch und ich habe Glück, wenn ich ihn sauber runter bringe. Michael hatte noch gesagt, dass diese Bedingungen mit dem Duo kein Problem sind. Am Boden klang das noch ganz beruhigend, aber in 200 Meter Höhe und mit dem Landezwang im Nacken sieht alles ein bisschen Anders aus. Angst ist es nicht, aber Heidenrespekt vor dem, was vor mir liegt in Verbindung mit ein bisschen Selbstgeißelung angesichts der Dummheit, überhaupt gestartet zu sein. Aber jammern bringt nun nix, ich muss runter. Positionsmeldung, Fahrwerk raus, über der Weggabelung Kurs auf die Altbacher Schornsteine. Kurz darauf Kurve rechts und in den Endanflug. Die IAS stimmt, aber durch den Rückenwind ist insgesamt alles viel schneller. Dennoch gelingt der Endanflug erstaunlich gut, ich lasse mich vom Sauwetter nicht aus der Ruhe bringen sondern konzentriere mich auf das, was ich da tue. Abfangen, aufsetzen kurz vorm Asphalt und dann bis hoch zum Start rollen. Das Rausrollen aus der Bahn klappt mangels Fahrt nicht mehr, aber ich stehe zumindest nicht völlig beschissen in der Gegend rum. Die Kameraden schieben mich raus und der Flugtag ist für mich zu Ende.

Auch wenn ich mich bei diesem Flug mehr als einmal gefragt habe, was ich da eigentlich mache, wäre es gelogen, zu behaupten, ich würde es nie wieder so tun. Auch wenn alle Vernunft dagegen spricht ist der Drang, in die Luft zu kommen, eine schwer zu bändigende Macht. Ok, ich habs auch schon anders gehandhabt, beispielsweise, als mir bei der BBSW 2015 die eine Schraube vom Funkgerät abhanden gekommen war und ich nicht wusste, ob sie im Rumpf liegt. Da habe ich mich selbst einen Tag gegroundet um den Rumpf komplett zu durchsuchen. Am Ende war die Schraube wahrscheinlich nie dagewesen… Ein Wochenende zum abhaken, aber zumindest mit psychologischem Lerneffekt.

Und dann kam Anfang der Woche noch Post aus Aigen. Elisa hat Wort gehalten und mir „ein kleines Stück Blaník“ geschickt. Ich hatte keinen Plan, was das sein könnte, aber als ich den Umschlag öffne und mir ein Patch mit der unverkennbaren Silhouette entgegen fällt, da muss ich Grinsen wie mit nem Kleiderbügel im Mund. Als ich aber zum „1. Wfl. Geschw.“ recherchiere kapituliert selbt Google. Erst im Facebook-Chat löst Elisa das Rätsel auf. Es bedeutet 1. Windenflieger-Geschwader. Nunja, da muss man auch erstmal drauf kommen. Angeblich hätte ich mich als würdig erwiesen, den Patch zu tragen. Jedenfalls kann ich jetzt meine Fliegerkombi mit zwei neuen Patches dekorieren, denn der Chemtrail-Aufnäher muss ja auch irgendwo hin…

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