Die Stöllner Flugplatzkapelle kann einpacken!

Ok, ok, ganz so extrem ist es vielleicht nicht, aber die wohl wichtigste Erkenntnis, die der heutige Tag gebracht hat, ist die, dass auch auf der Mönchsheide exzellente Musiker zusammen kommen. In jedem Fall ist ein neutralisierter Tag, der mit handgemachter Musik ausklingt, bei weitem kein verlorener Tag.

Die erste Premiere direkt am frühen Morgen: Erst frühstücken und dann aufrüsten. Man muss sich auch mal was trauen! Nach `ner Leberwurstbemme und `ner Schüssel Müsli die Else zusammengesteckt und schnell an den Start gezerrt. Immerhin zweitletzte Reihe, das verschafft Zeit. Beim Briefing deutet sich bereits an, dass der Tag wettermäßig schwierig werden würde. Die Aufgabe ist entsprechend kurz gewählt. Als Sportleiter Gerd Doepner Daun-Senheld als ersten Wendepunkt nennt, schießt mir durch den Kopf, dass ich dann gleich von dort aus hätte starten können. Die zweite Wende ist Wershofen, dann soll es nochmal zur Elz gehen. Also flux ein paar Striche in die Karte gemalt und ab zum Flieger. Allerdings ist mein Rückholer plötzlich passé, denn mein Vater, der inzwischen auch hier angekommen ist, soll mit der Stemme mitfliegen – und zwar, weil der eigentlich vorgesehene Co-Pilot Thorsten nicht ins Cockpit passt. (zum Gemütszustand des Delinquenten angesichts dieses Ärgers gibt es beim De-Debriefing am späten Abend noch unterschiedliche Auffassungen, angefangen von total angepisst (laut Aussage unserer Internetfee Babette) bis hin zu enttäuscht vom Flieger und seinen Konstrukteuren (Thorsten)) Wie auch immer.

Startbereitschaft 12.30 Uhr, dann Verschiebung auf 13 Uhr. Angesichts der Briefingzeit von 11.07 Uhr hätte man sich schon denken können, dass das kein gutes Ende nimmt. Eine durchgängige Schicht von Stratus macht jede Aussicht auf Thermik zunichte, ein Schnüffler eiert von Bart zu Bart und feilt Feingewinde in die Luft, die aber weit jenseits von potentiellen Abflughöhen enden. Nachdem sich auf dem Flugfeld mehrere Sitzkreise und Diskussionsrunden gebildet haben und alle nur noch auf die erlösende Ansage warten, gibt Gerd die Neutralisation bekannt. Endlich Klarheit. Die alten Hasen zerren ihre Flieger zurück zu den Abstellplätzen, ich aber entscheide mich, doch einen Start zu machen. Ich habe einfach Lust zu fliegen, scheiß auf die Kohle für den Schlepp. Außerdem ist Uli, ein Kamerad vom Fliegerclub in Taucha, inzwischen auch auf der Heide angekommen, und eine gemeinsame Runde wäre ein netter Einstand.

Nicki vom LSC Erftland reicht mir meine Haube, und die FK9 zerrt das Seil straff. Der Schlepp ist wirklich gut, im Gegensatz zum Vortag, als ich durch eine Böe geflogen bin und es plötzlich Salami und Müsliriegel geregnet hat, weil man die Cockpittasche auf der rechten Seite nicht verschließen kann. Nach dem Ausklinken finde ich tatsächlich Anschluss, obwohl noch immer ein dicker Schleier über dem Platz liegt. Robert kurvt mit der Ka6e seiner Frau durch die Gegend, und ich düse hinterher in der Hoffnung, dass ein erfahrenerer Pilot auch was findet. Plötzlich aber reißt es auf und die Cumulanten schießen wie Pilze aus dem Boden. Stellenweise geht es bis auf 1700 Meter, und so kann man immerhin ein bisschen Sightseeing machen. Da mein Vater mit der Bravo Mike vom LSC Erftland noch mitfliegen wollte, kommt irgendwann von der Duo-Besatzung die Frage, wo er sich denn rumtreibe. Mir bleibt also nichts anders übrig, als ihn anzurufen, was via Lautsprecher im Cockpit alles andere als qualitativ gute akustische Kommunikation ist. Egal, alles kann geklärt werden, sodass die Bravo Mike 16 Uhr mit meiner Verwandschaft zum Premierenflug abhebt. Mit einem mehrfachen Deutschen Meister im Cockpit kann das nur gut werden. Ich kreise mit den beiden noch für eine Fotosession durch die Gegend und arbeitete mich dann langsam gen Boden, weil ich einfach den Kanal voll habe. Zweieinhalb Stunden an einem toten Tag, das muss reichen.

Ärger gibts dann beim Anpflocken des Fliegers, denn eine Wespe meint, in der Aufnahme für die Sonde am Seitenleitwerk quartier beziehen zu müssen. Doof, dass ich das Ding nicht abgeklebt hatte. So sitze ich da auf dem Schwanz des Fliegers und guckte in das Rahr, die Wespe sitzt drin und glotzt zurück. Ende vom Lied war, dass wir das I-Brett auseinander gefummelt und den Schlauch vom Vario abgezogen und durchgepustet haben. Allerdings hatte die Wespe offenbar schon vorher die Kurve gekratzt, denn es kam nichts mehr.

Als wir schließlich alle zusammen unterm Pavillon zum Essen versammelt sitzen, ist noch nicht abzusehen, wohin sich das ganze entwickeln würde. Vielleicht war es die Überdosis an Knoblaubroten die uns schließlich dazu verleitet hat, mit zwei Gitarren, einer Trompete und einem iPad eine Jamsession zu veranstakten. Simon vom LSC Erftland konnte als Profimusiker natürlich mit allerlei Skills vom Pianospiel über Trompete bis hin zum Schlagzeug punkten, wobei die Krönung der Session sicher „Shine On You Crazy Diamond“ von Pink Floyd war – auf iPad und Akustikgitarre mit Youtube-Unterstützung zum Besten gegeben. Und natürlich gabs mit Reinhard Meys „Über den Wolken“ auch noch etwas zum Mitsingen fürs allgemeine Flugplatzvolk. Was für ein irrer Abend. Mehr davon! Vielleicht entsteht ja mal ein Musikprojekt „Flugplatzkapelle Stölln vs. Rockrüpel der BBSW“ oder so.

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